Schlaganfall

Jährlich erleiden 20.000 Österreicher einen Schlaganfall. Der Insult die zweithäufigste Todesursache und die häufigste Ursache für Behinderungen und vorzeitige Invalidität. Dies müsste bei optimaler Vorsorge und rechtzeitigem Erkennen der Symptome nicht sein! Das Schlaganfallrisiko steigt stark mit dem Lebensalter an. Männer sind bei einem erstmaligen Geschehen rund 70 Jahre alt, Frauen ca. 75 Jahre.

Experten der WHO betiteln den Schlaganfall aber bereits als „Epidemie des 21. Jahrhunderts“, einerseits, weil die Bevölkerung immer älter wird, andererseits weil durch schlechten Lebensstil auch immer mehr jüngere Menschen davon betroffen sind. Text: Petra Ruso

Die Bezeichnung trügt. „Schlaganfall“, damit assoziieren viele von uns „schlagartig“, wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Doch in vielen Fällen gibt es vorausgehende Warnzeichen. Wir müssen nur lernen, diese zu erkennen und richtig zu deuten. Die Zeichen sind typisch und meist rasch vorübergehend:
Plötzlich sieht man auf einem oder beiden Augen nichts mehr, hat Doppelbilder, Gesichtsfeldausfälle. Missempfindungen z.B. ein pelziges Gefühl oder Taubheitsgefühl im Gesicht, einem Arm oder Bein. Diese Missempfindungen betreffen fast immer eine Körperhälfte und sind so von anderen Ursachen für Missempfindungen wie Bandscheibeschäden anzugrenzen.

Sehr typisch für die so genannten „Schlagerln“ sind flüchtige Lähmungssymptome in Armen und/oder Beinen. Manchmal fällt einem dabei grundlos ein Gegenstand aus der Hand, und dann ist auch gleich wieder alles vorbei. Verdächtig sind auch Schwindelgefühle kombiniert mit deutlicher Gangunsicherheiten.

Bei akut auftretenden, außergewöhnlich heftigen Kopfschmerzen, mit bislang unbekannter Schmerzintensität sollte man sofort hellhörig werden. So ungewöhnliche Kopfschmerzen können auf eine Gehirnblutung hinweisen. Doch nur maximal 20 Prozent der Schlaganfälle werden durch Hirnblutungen verursacht. Der überwiegende Anteil, nämlich 80 Prozent und mehr entstehen durch Gefäßverschlüsse und Mangeldurchblutung im Gehirn.

Wenn uns ein Wort oder Name nicht einfällt, ist das normal und selbst junge Menschen kennen dieses Phänomen. Wenn wir müde oder ausgelaugt sind, haben wir Konzentrationsschwierigkeiten. Auch das ist kein Grund zur Sorge. Gefährlich wird es aber, wenn man etwas sagen möchte und kurzzeitig die Sprache nicht findet oder etwas anderes ausspricht, als man tatsächlich sagen will. In diesem Falle besteht akuter Handlungsbedarf.

Nachdem derartige Beschwerden oft von alleine verschwinden, werden sie oft nicht ausreichend ernst genommen. Man sollte aber in jedem Falle sofort den Hausarzt oder ein Krankenhaus, am besten mit einer speziellen Schlaganfallstation oder Notaufnahme aufsuchen, wenn man solche Symptome an sich oder einem Angehörigen bemerkt. Tut man dies nicht, kann sehr bald ein großer Schlaganfall folgen.

Ist es nicht bei den Warnsignalen geblieben, sondern tatsächlich ein Insult eingetreten, kommt heutzutage eine so genannte Thrombolysebehandlung zur Anwendung. Man versucht in diesem Falle das verschließende Gerinnsel aufzulösen, ähnlich jenem Behandlungsprozess den man nach Herzinfarkten einleitet. Die moderne Medizin ist heute in der Lage, bei vielen Patienten das Absterben der Gehirnzellen zu stoppen.

Die Symptome können wieder rückgängig gemacht werden. Allerdings ist eine rasche Diagnosestellung mittel CT oder MR nötig um zwischen Mangeldurchblutung und Blutung aus geplatzten Gefäßen zu unterscheiden. Auch kann die Thrombolyse nur innerhalb eines engen zeitlichen Fensters (4.5 Stunden) erfolgsversprechend angewandt werden. Entsprechend ist das rechtzeitige Erkennen von Schlaganfallsymptomen und sofortige Aktivieren des Notarztsystems über die Rettungsleitstelle 144 Voraussetzung für eine optimale Behandlung.

Im Akutfall versuchen die Spezialisten zusätzliche Schäden zu verhindern, die durch Blutzuckerschwankungen, ein zu starkes Absenken des Blutdrucks oder eine erhöhte Körpertemperatur entstehen. Auch an das Herz muss dabei gedacht werden. Herzrhythmusstörungen lösen mitunter Embolien aus. Wenn sich im Herzen einmal kleine Blutgerinnsel gebildet haben, können sie in die Hirngefäße ausgeschwemmt werden und dadurch Schlaganfälle verursachen.

Risikofaktoren für einen Schlaganfall sind ähnlich ernst zu nehmen, wie jene des Herzinfarkts. An erster Stelle steht hier der hohe Blutdruck. Da dieser über oft lange Zeiträume völlig still und unerkannt entsteht, können wir uns nur schützen, indem wir immer wieder routinemäßig den Blutdruck messen lassen. Heute gibt es bereits optimale Strategien um dem Blutdruck Herr zu werden.

Hierzu gehören eine Nahrungsumstellung und blutdrucksenkende Medikamente. Eine optimale Blutdruckeinstellung senkt das Schlaganfallrisiko um bis zu 40 Prozent. Nichtrauchen ist eine weitere Basis für den Schutz unserer Gefäße!

Bewegungsmangel und Stressvermeidung ist die echte Herausforderung in unserer Gesellschaft. Bereits eine halbe Stunde Bewegung am Tag, die berühmten 5000 Schritte, reichen aus um die Gefäße zu schützen.

Für den Schlaganfall gilt dasselbe wie für den Herzinfarkt: Nicht zuwarten! Hilfe suchen, sobald man spürt, dass da etwas nicht mehr stimmt und vor allem „in Sich hören“, das ist noch immer die beste Strategie.